Ein kunter BUNDES Haus
Unter diesem Motto fand im Wernigeröder Ortsteil Silstedt der 16. Politische Aschermittwoch der Harzer SPD statt. In Anspielung auf das kunterbunte Haus von Pippi Langstrumpf wurden alle möglichen Parallelen zum „Bundes“ Haus der Regierungschefin in Berlin gezogen. Schließlich war es Rainer Brüderle, der in der Opposition 2006 verkündete: “Sie regieren das Land mittlerweile nach dem ‘Pippi-Langstrumpf-Prinzip’: Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt.”
Natürlich hatte die SPD die Bundestagswahlen fest im Blick. So konnte ihr Bundestagskandidat Mario Hennig, der die Veranstaltung seit Jahren moderiert auch kleine Seitenstiche verpassen.“Zum Wechsel von Landrat Ermrich zum ostdeutschen Sparkassenchef sagte Hennig:“Kurz nach dem Interview von Peer – erkannte er, dort gibt es mehr. Bald wird ihn selbst Frau Merkel beneiden, denn ihr Gehalt ist dann vergleichsweise wirklich bescheiden. Wenn wir laut denken und diskutieren, tun die schwarz-gelb-blauen schon lange abkassieren“.
Der Bundestagskandidat provozierte im Wort oder im musikalischen Duett mit Rainer Günther zum kunterbunten Haus und Frau Merkel: „nur Philipp und der Horst, die schau`n dort noch zum Fenster raus…. denn all die anderen schmiss sie raus“, einen Abgesang zur FDP und natürlich mit dem Traditionslied „Schwarzer Uli“ der wieder über „seine Heike“ berichtete, die den Harz noch nie mochte, weil sie eigentlich lieber Landrätin im Salzlandkreis geworden wäre.
Hierzu gab es auch eine Premiere. Das Team „Rotkäppchen“ reiste nach Darlingerode vor die Sandtalhalle zur CDU-Veranstaltung und überreichte Toastbrote, auf denen die Buchstaben SPD „eingeröstet“ waren. Dies war eine Anspielung auf ein Toaster-Geschenk der Jungen Union mit dem Auftrag für die CDU Bundestagskandidatin, „die Roten zu rösten“. Der Höhepunkt: diese Aktion wurde von Darlingerode „live“ in die Veranstaltung der SPD in Silstedt übertragen.
Als Hauptgastredner kam kein geringerer als der Kultusminister und KMK Vorsitzende Stephan Dorgerloh persönlich. „Am Aschermittwoch ist alles vorbei – Asche aufs Haupt und sieben Wochen fasten – wir in der Politik müssen ja noch ein paar Monate warten – vorbei ist es mit dieser Bundesregierung erst am 22.9. ab 18 Uhr – Asche aufs Haupt wird sich keiner streuen – wir werden noch viele Narreteien im Wahlkampf erleben.“ Mit dem Blick auf die Bundesregierung fragte Stephan Dorgerloh, wer am Aschermittwoch nicht mehr dabei ist, wie Franz Joseph Jung, von und zu Guttenberg, Norbert Röttgen, Anette Schavan. Aber auch Super-Ursel, Christina Schröder vom Ponyhof, Vize-Frisch Rösler, Zoten-Rainer, die FDP-Boygroup, Peter Altmaier, der jedes Windrad streichelt und an jeder Biogasanlage schnüffelt. die SPD, Grüne und Linke, den Flughafen Schönefeld nahm der Minister auf die Schippe.
Wer ist die wahre Pippi Langstrumpf? Zu Beginn tanzte Sabine Römling als PippiLangstrumpf zusammen mit der „wahren“ Pippi zur schwedischen Originalmusik. Als dannjemand in der Bütt behauptete die wahre Pippi Langstrumpf zu sein, waren alle auf die Botschaft gespannt zum kunter-Bundes-Haus: “Dieses Haus ist ein Haus der Vielfalt und des Gestaltens – und kein Tollhaus, zu dem es Frau Merkel und ihre verzweifelten Gehilfen, von denen sie einen nach dem anderen entsorgt, wenn sie sie nicht mehr benötigt, gemacht haben”, sagte Pipi, die in Wahrheit Julia Brandt war.
„Ich bin eine dreifache soziale Randgruppe: Wessi, Regierungsbeamter und Sozialdemokrat“, sagte Marcus Tanzen aus Königshütte. „Frau Merkel ist gerne Kanzlerin, nur mit dem Regieren hat sie es nicht so“. Sie sei eine Frau ohne Überzeugung. Sie betrachte ihre Mitstreiter, sie betrachte ihre Konkurrenten, aber rühre sich nicht. Peter Altmaier und Philipp Rösler würden die nächsten Plagiatsfälle drohen. Die Auftritte der beiden beim Thema Energiewende würden so sehr an „Dick und Doof“ erinnern, dass Zufälle ausgeschlossen seien.
Bundestagskandidat Mario Hennig ist auch Stadtrat in Harzgerode, wovon er mit sarkastischem Humor berichtete.
Der SPD-Kreisvorsitzender Michael Schubert, der das Publikum begrüßte und verabschiedete, blickte kurz nach Köthen, wo die Landes-SPD ihren 3. Politischen Aschermittwoch begeht. „Da hat ja Köthen noch eine halbe Generation Nachholbedarf“, sagte Schubert. Schon in der Einladung stand: „Das Original sind wir, Köthen die Kopie“. Es war wieder eine gelungene Veranstaltung der Harzer SPD im Silstedter Hotel Blocksberg. (mh)
Fotos: Kurt Neumann und Elke Stutzkowski