Norbert Bischoff, Minister für Arbeit und Soziales in Sachsen-Anhalt informierte sich im GVS Mehrgenerationenhaus
Nach der Vorstellung des Objekts, in der im unteren Bereich eine Kita und in den oberen Etagen eine Senioreneinrichtung untergebracht sind, erläuterte Geschäftsführer Carsten Jacknau aktuelle Problematiken im Bereich der Pflege, allen voran den Fachkräftemangel. Dieser mache sich im Pflegebereich bemerkbar, derzeit werde der Problematik durch den GVS begegnet, dass man selbst ausbilde. Der Minister hatte am Vormittag zuvor an einer Tagung des Landkreises teilgenommen, in der eben genau dies Thema war und 80.000 Euro für Projekte zur Begegnung des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels überreicht. Das Problem sei auf allen Ebenen angekommen und es werden eben durch solche Projekte Strategien entwickelt.
Auch gaben Herr Jacknau und die Leiterin der Senioreneinrichtung, Frau Irrgang, Norbert Bischoff mit auf den Weg, dass eine Erleichterung von bürokratischen Hürden seitens der Pflegekassen und der Sozialagentur sowie vom teils kleinlichen Beharren auf Prinzipien das Arbeiten der Einrichtung erleichtern und mehr Ressourcen für direkte Pflege schaffen würden.
Frau Irrgang sprach sich gegen die dogmatische Verbreitung des Leitsatzes „Ambulant vor stationär!“ aus. Beide Betreuungsformen hätten nebeneinander ihre Berechtigung. Auch werde der Beruf der Pflegekraft von der Gesellschaft nicht genügend wertgeschätzt, was ihn unattraktiv mache und dadurch zum Fachkräftemangel führe.
Im Bereich Kinderbetreuung war das neue Kinderförderungsgesetz (KiFöG) der größte Diskussionspunkt. Durch die Verlagerung der Zuständigkeit von der Gemeinde auf den Landkreis sei es zu Problemen bei der Schaffung einheitlicher Leistungsstandards gekommen, schilderte Jacknau.
Philipp Eysel äußerte Kritik an der Verschiebung der Zuständigkeit von der Stadt auf den Landkreis. Er werde als Bürgermeister die der Stadt zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um auf den Landkreis hinsichtlich der Kinderbetreuung Einfluss zu nehmen. Bischoff führte aus, dass das Gesetz jedes Jahr evaluiert werde und er sich als Schlussfolgerung durchaus vorstellen könne, dass den Gemeinden Geld für die Kinderbetreuung vor Ort in Fonds-Form bereitgestellt wird, um schnell und unbürokratisch handeln zu können.
Die Leiterin der Kindertageseinrichtung, Frau Obermann, bemängelte, dass dem Erzieherberuf nicht mehr die Wertschätzung entgegengebracht werde, wie es vor Jahren der Fall gewesen sei. Der Berufsstand sein nach der Wiedervereinigung dequalifiziert worden. Hier verwies Bischoff darauf, dass die Entwicklung, welche die Kinder in den ersten Lebensjahren nehmen, die wichtigsten im Leben seien und dieses nachhaltigen prägten. „Die emotionelle Entwicklung eines Menschen wird in den Kita-Jahren gelegt. Daher ist der Beruf einer Erzieherin / eines Erziehers dem eines Lehrers gleichzusetzen. Dass sich eine gute frühkindliche Erziehung auszahle, zeige sich unter anderem darin, dass in den letzten Jahren deutlich mehr Kinder die Grundschule mit besseren Noten abschlössen. Es gelte motivierte und lebensfrohe Kinder in den „Ernst des Lebens“ zu entlassen, was durch die gute Kinderbetreuung im Lande derzeit gegeben ist.
„Wenn eine Kita ruft, bin ich gern schnell wieder vor Ort, um mir ein Bild zu machen.“ stellte der Minister in Aussicht und kündigte ein Wiedersehen an.