Von Ludwig Hoffmann
Am 11. August 2020 ist nach geduldig ertragener Krankheit, die ihn schon lange an den Rollstuhl band, unser Genosse Robert Marhold gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.
Robert Marhold wurde am 26. Februar 1933 in Insterburg (heute: Tschernjachowsk) in Ostpreußen geboren. 11-jährig begann im Oktober 1944 die Flucht der Familie, die nach einer Zwischenstation und schließlich nach zweiwöchiger Fahrt im Güterzug zunächst in Forst in einem Quarantänelager endete. Am 20. Dezember 1945 erreichte die Familie schließlich Wernigerode. Zwischenzeitlich in Derenburg ansässig wohnte Robert Marhold ab März 1948 in Wernigerode, zuletzt im eigenen Haus Am Großen Bleek.
Die Erinnerungen an die ostpreußische Heimat, an die Flucht und den schwierigen Neuanfang ließen ihn sein ganzes Leben nicht los.
Nach dem Schulbesuch erlernte er den Beruf des Industriekaufmanns. Später wurde er Leiter des Materiallagers im VEB Ysat Wernigerode (heute Pharma Wernigerode GmbH). Dem Betrieb hielt bis zum Ende seines Berufslebens 1994 die Treue.
Robert war evangelischer Christ und in der Kirchengemeinde St. Sylvestri in Wernigerode beheimatet. Seine Frau war Katechetin im damaligen Kirchenkreis Wernigerode. Robert hinterlässt sie und 2 Söhne. Sohn Tobias war im Ortsverein und im Kreisverband unserer Partei engagiert und als Regionalgeschäftsführer tätig.1998 und 2002 holte er mit einem heute kaum glaublichen Erststimmenergebnis von jeweils über 44 % das Direktmandat für den Deutschen Bundestag.
Mitglied der Partei war Robert seit 01. Februar 1990. In den Jahren 1992-2002 wurde Robert mehrfach in den Vorstand unseres Ortsvereins als stellvertretender Vorsitzender (1992 – 1994 und 1998-2002) und von Herbst 1994 – November 1998 als Vorsitzender gewählt. Der Kreisverband Wernigerode delegierte ihn bis zum Herbst 2004 in den Landesparteirat der SPD Sachsen-Anhalt.
Robert kandidierte mehrfach erfolgreich bei Kommunalwahlen für unsere Partei: 1992 – 1994 saß er als Nachrücker im Kreistag Wernigerode. Von 1994 bis 2009 war er Mitglied des Wernigeröder Stadtrates, wo er sich als Mitglied und Vorsitzender (1999-2009) des Finanz- und Rechnungsprüfungsausschusses als überfraktionell anerkannter Finanzpolitiker profilierte.
Als ganz in seiner Nähe Wohnender habe ich Robert Marhold in den letzten Jahren seines Lebens in unregelmäßigen Abständen besucht; das letzte Mal wenige Wochen vor seinem Tod. Lange an sein Wohnzimmer gebunden verfolgte Robert mit nicht nachlassender Aufmerksamkeit die Kommunalpolitik und die „große“ Politik. Er freute sich über erfolgreiches Agieren der SPD auf den verschiedenen Ebenen, genauso wie er unter Misserfolgen litt. Man konnte mit ihm immer sehr gut politisieren, wobei mich immer sein sicheres Urteil über das beeindruckte, was die SPD vor Ort, in Land und Bund tun sollte.
Wir haben einen engagierten, der SPD treu verbundenen Genossen verloren.